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 Editorial  Liebe Unternehmer, Verbandsmitarbeiter und Freunde der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie, 2023 wird nach einhelliger Überzeugung der Ökonomen ein sehr schwieriges Jahr. Die Infla- tion wird länger anhalten und womöglich noch steigen. Die Preise für Energie, Lebensmittel und viele andere Güter ziehen an oder stagnie- ren auf einem sehr hohen Niveau. Der Konsu- ment muss sein Geld zusammenhalten und hält sich beim Kauf zurück. Droht nach der Corona- und der Energiekrise jetzt noch eine Nachfrage- krise? Am Bau jedenfalls werden wegen der an- steigenden Zinsen bereits Projekte storniert. In anderen Industrien, zum Beispiel im Automobil- bau, sind die Auftragsbücher noch gefüllt. Der Auftragsbestand, der sich auch aufgrund von Lieferengpässen angestaut hat, wird aber bald abgebaut sein. 2023 ist eine Rezession unaus- weichlich. Unsere Betriebe der Stahl- und Metallverarbei- tung müssen sich auf dauerhaft höhere Energie- preise einstellen. Gewiss, die Gas- und Strom- preisbremsen, das beherrschende Thema der letzten Wochen, werden einen preisdämpfenden Effekt haben und Planungssicherheit geben. Es ist richtig, dass ein Teil des Preises weiterhin dem Markt überlassen bleibt, um den Mechanis- mus von Angebot und Nachfrage nicht vollstän- dig auszuhebeln und Sparanreize zu erhalten. Sicher ist aber auch, dass die jüngsten Preis- rückgänge beim Gas im Winter von der steigen- den Nachfrage eingeholt werden. Am Ende des Tages wird man sich beim Gas auf ein „New Nor- mal“ einstellen müssen, das heißt Preise auf Bremsenniveau. Denn die Gasbeschaffung ohne Russland ist teurer. Beim Strom hängt vieles da- von ab, ob man das grundsätzliche Marktdesign reformiert oder nicht – eine der wichtigsten ener- gie- und damit wirtschaftspolitischen Entschei- dungen für Deutschland und Europa. In den kommenden Monaten müssen sich die Betriebe auf tendenziell rückläufige Auftrags- eingänge einstellen. Bei gleichzeitig steigenden Kosten brauchen sie robuste Strategien und wirksame Maßnahmen, um sich erfolgreich am Markt zu behaupten. Die unternehmerischen Herausforderungen sind anspruchsvoll. Dabei darf der Fokus nicht allein auf die Sicherung des Bestands gerichtet sein. Die Krise kann auch eine Chance sein, um die Transformation voranzutreiben. Der Wettbewerbsvorteil ener- gieeffizienter Unternehmen wächst von Tag zu Tag. Gas wird nie mehr dauerhaft so günstig werden wie zum Beispiel in den USA. Deshalb sollten die Unternehmen jetzt die richtigen Schlüsse ziehen und versuchen, ihren Energie- verbrauch zu senken oder, wo immer das möglich ist, auf energieeffiziente Verfahren umzustellen. Ich wünsche Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und – trotzdem – ein gutes neues Jahr 2023! Christian Vietmeyer  2 Nachrichten 4-2022    Foto: Mourad ben Rhouma 


































































































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