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Nachrichten 2-2022
Aktuelles aus Wirtschaft & Politik
WSM im Gespräch
„Versorgungsprobleme können
die Energie- und Mobilitätswende
ausbremsen“
Johannes Perger,
Volkswirt bei der Deutschen Rohstoffagentur in Berlin
Russland zählt zu den weltweit größten Exporteuren metallischer Rohstoffe, darun- ter Vanadium, Palladium, Aluminium, Nickel und Titan. Ein großer Teil davon geht an die deutsche Stahlindustrie und an die Automo- bilbranche: Zusammen beziehen sie 44 Pro- zent ihrer Importe an raffiniertem Nickel und 17 Prozent an Aluminium aus Russland. Wie könnten eventuelle Lieferengpässe, zum Beispiel aufgrund neuer Sanktionen, kurz- und mittelfristig aufgefangen werden?
Johannes Perger: Russland ist bei den ge- nannten und weiteren Metallen ein global be- deutender Produzent und Exporteur. Bei eini- gen Spezifikationen von Nickel, Palladium, Ti- tan, Aluminium, aber auch von Stahl, Chrom und Ferrowolfram ist Deutschland stark von Im- porten aus Russland abhängig. Allgemein gilt: Umso höher die Marktmacht eines Landes auf einem Rohstoffmarkt ist, desto schwieriger wird es, das Land beim Rohstoffbezug komplett zu umgehen. Der Aufbau oder die Erweiterung von Produktionskapazitäten in anderen Ländern wird zum Teil nur mittel- bis langfristig möglich sein. Bei manchen Rohstoffen dürften alternati- ve Lieferländer wegfallende Mengen aus Russ- land aber auch kurzfristig kompensieren kön- nen. Südafrika produziert beispielsweise auch Palladium und Vanadium. Kanada, Norwegen und Australien gehören zu den möglichen alter- nativen Lieferquellen für Nickelmetall.
Johannes Perger
Besteht da nicht die Gefahr, dass die eine Abhängigkeit durch eine andere ersetzt wird? Oder dass nun Exportländer wie Indo- nesien oder die Philippinen zum Zug kom- men, in denen es ebenfalls Klagen über Menschenrechtsverletzungen und mangel- haften Umweltschutz gibt? Das Lieferket- tengesetz dürfte den Bezug aus diesen Län- dern schwierig machen...
Perger: Auch bei anderen Lieferländern müs- sen Unternehmen Sorgfaltspflichten in der Lie- ferkette einhalten. Entsprechend ist es wichtig, dass Unternehmen auch hier ihre Lieferanten und Lieferketten auf die Einhaltung zum Bei- spiel von Menschenrechten oder Umweltstan- dards prüfen und bei Hinweisen auf Verstößen diesen nachgehen. Grundsätzlich kommt es auf den jeweiligen konkreten Fall an. Bezogen auf Nickel beispielsweise sind besonders negative
      Foto: Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe




















































































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