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Nachrichten 2-2022
Aktuelles aus Wirtschaft & Politik
hen derzeit aber auch mehrere Technologien zur Verfügung. Nur bei der Polymerelektrolyt- membran-Elektrolyse kommt Titan zum Ein- satz, bei der marktdominierenden Alkalischen Elektrolyse nicht.
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind die Preise für metallische Rohstoffe stark angestiegen. Anfang März wurde der Handel mit Nickel an der Londoner Rohstoffbörse zeitweilig sogar ganz eingestellt, nachdem sich der Preis schlagartig um 250 Prozent erhöht hatte. Wie werden sich Ihrer Ein- schätzung nach die Preise entwickeln?
Perger: Nachdem die Metallpreise zu Beginn der Covid-19-Pandemie noch kurzzeitig einge- brochen waren, kletterten diese im Zuge der sich erholenden Weltwirtschaft wieder rasant an. Treiber dieser Entwicklung waren die hohe Rohstoffnachfrage, gekoppelt mit Logistikpro- blemen und später auch hohen Energiekosten. Bereits im Januar 2022 lagen die Metallpreisin- dizes daher auf neuen Allzeithochs. Der Krieg in der Ukraine trieb dann insbesondere die Preise von Metallen mit großen Produktionsanteilen Russlands und der Ukraine noch deutlich wei- ter. Der Krieg in der Ukraine, die Omikron-Welle in China, die nochmals gestiegenen Energie- kosten und die anhaltenden Transportprobleme
dürften die Preisbildung bei Metallen auch wei- terhin maßgeblich beeinflussen.
Die Deutsche Rohstoffagentur führt ein Monitoring der Rohstoffbezüge durch, um Engpässe zu erkennen und zu warnen. Aber müssen wir nicht noch weiter gehen? Manche fordern den Aufbau nationaler Reserven bei kritischen Rohstoffen. Diskutiert werden auch staatliche Anreize für Unternehmen, Vorräte anzulegen. Was wäre aus Ihrer Sicht der richtige Weg?
Perger: In der aktuellen Krisenlage werden di- verse Maßnahmen diskutiert, um die Versor- gungssicherheit zukünftig zu erhöhen. Natürlich können kurzfristige Lieferengpässe durch eine größere Lagerhaltung überwunden und damit die Resilienz von Unternehmen gestärkt wer- den. Im Detail wissen die Unternehmen dann am besten, welche Rohstoffe und Spezifikatio- nen sie in welchen Mengen benötigen. Die Kos- ten-Nutzen-Frage muss am Ende aber sowohl für Unternehmen als auch – bei staatlicher Un- terstützung – für den Staat entscheidend sein. Dass der Trend aktuell weg von Just-in-time Produktionsketten geht, ist allerdings ziemlich deutlich.
Wir bedanken uns für das Gespräch.
K
     Foto: TURAN SEZER - stock.adobe.com























































































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