Page 6 - 24.11.22
P. 6

6 Nachrichten 4-2022 Aktuelles aus Wirtschaft & Politik  und Strom. Und weil sie den größten Effekt haben, wird sich die Situation erst mit sinkenden Energiepreisen entspannen. Ob und wann ein weiterer Höhepunkt erreicht wird, ist leider schwer vorauszusagen. Wenn es im Winter zu einer Mangellage kommt, können die Preise natürlich weiter anziehen. Sparen die Haushalte und die Industrie aber bei ihrem Ver- brauch, kann die Entwicklung auch in die andere Richtung gehen. Genauso schnell, wie die Ener- giepreise mit Beginn des Krieges gestiegen sind, können sie auch wieder fallen – die Volatili- tät ist sehr hoch. Unseren Mitgliedsunternehmen gelingt es nicht, die gestiegenen Kosten an die Kun- den weiterzugeben, weshalb sie in Liquidi- tätsengpässe laufen. Es gibt bereits Insol- venzen. Und nun steigen die Zinsen auch in Europa. Offenbar haben wir nur die Wahl zwischen Inflation und Rezession. Steuern wir auf eine „Rez“flation zu? Michael Hüther: Dass die EZB die Zinsen er- höht, ist grundsätzlich richtig – damit stabilisiert sie die Inflationserwartung. Das ist aber auch schon alles, was die Zentralbank gegen die In- flation tun kann. Dass nun Inflation und Rezes- sion zusammenkommen, macht die Krise nicht einfacher. Wir stehen vor ökonomisch schwieri- gen Zeiten, und der harte Winter kommt erst noch. Hohe Energiepreise, globale Unsicherhei- ten und gestörte Lieferketten befeuern die Infla- tion, die wiederum den privaten Konsum bremst. Ich sehe keine Anzeichen, dass der russische Angriffskrieg in der Ukraine – die Hauptursache für diese Entwicklung – in nächster Zeit enden wird. Deshalb rechnen wir nach wie vor mit einer Rezession für das kommende Jahr. Der Staat muss hier massiv gegensteuern, um einen Flur- schaden zu verhindern. Zusätzlich laufen wir in eine Nachfrage- schwäche. Bei unseren Kunden macht sich das durch die abnehmende Automobil-     


































































































   4   5   6   7   8