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36 Nachrichten 4-2022 Für die Betriebspraxis Einsatz. Dazu gehören beispielsweise die Mem- branfilterung und Wirbelbettverfahren, bei de- nen Sauerstoff und Mikroorganismen für eine natürliche Reinigung des Grauwassers sorgen. Wichtig: Vor dem Einsatz einer Grauwasser-Re- cycling-Anlage sollte die Wassermenge, die für eine Wiederaufbereitung zur Verfügung steht, möglichst genau ermittelt werden. Nur so kann die Anlage richtig dimensioniert und kosteneffi- zient betrieben werden. Nach der Aufbereitung kann Grauwasser als Be- triebswasser wiederverwendet werden. Das rechnet sich für Unternehmen: Sie können auf diese Weise Kosten senken und den eigenen Klimafußabdruck verringern. Denn damit wird, erstens, die Wasserentnahme aus der Natur ge- drosselt oder vergleichsweise teures Trinkwas- ser eingespart, wo dessen Einsatz nicht not- wendig ist. Zweitens vermindert sich die Abwas- sermenge, was zusätzlich Kosten reduziert. Wird eine Wärmerückgewinnung in den Prozess integriert, können, drittens, Gebäudebetriebs- kosten verringert und viertens die für den Be- trieb der Grauwassernutzungsanlage notwendi- ge Energie selbst erzeugt werden. Fünftens zahlt die Grauwasser-Aufbereitung auf die Ziele der EU-Taxonomie ein. Die Nutzung von Niederschlagswasser ist eine weitere Option, um den Trinkwasserverbrauch in der Produktion zu verringern. Zwar ist es per De- finition nicht mit Grauwasser gleichzusetzen, aber es kann ebenso als Betriebswasser verwendet werden. Allerdings müssen dabei zwei Punkte be- achtet werden: Zum einen kann die gesammelte Regenwassermenge naturgemäß nicht genau kalkuliert, sondern nur aus Vergangenheitswerten abgeleitet werden. Das erschwert die passge- naue Dimensionierung der Grauwasseraufberei- tungsanlage. Zum anderen kann Starkregen das Leitungs- und Aufbereitungssystem überlasten, weshalb entsprechende Überlauf- oder Rückstau- vorrichtungen eingeplant werden sollten. Sie kön- nen die überschüssige Regen- oder Grauwasser- menge der Kanalisation zuführen oder so lange speichern, bis wiederaufbereitet werden kann. Der rechtliche Rahmen für die Grauwassernutzung Die Nutzung von Wasser beziehungsweise Grauwasser unterliegt in Deutschland einer ganzen Reihe von Verordnungen und Indust- rienormen. Neben der Trinkwasserverord- nung (TrinkwV) müssen die örtliche Wasser- versorgungssatzung sowie die Verordnung über die Allgemeinen Bedingungen für die Versorgung mit Wasser (AVBWasserV) be- achtet werden. Die Installation von Grauwas- sernutzungsanlagen unterliegt der jeweiligen Landesbauordnung. Das bisher einzige Re- gelwerk für die Grauwassernutzung hat der fbr – Bundesverband für Betriebs- und Re- genwasser e.V. veröffentlicht. Seine „Hinwei- se zur Auslegung von Anlagen zur Behand- lung und Nutzung von Grauwasser und Grau- wasserströmen“ (fbr-Hinweisblatt H 202) geben eine Übersicht über Funktion, Aufbe- reitung und Auslegung von Anlagen. Drei technische Normen sind dabei beson- ders zu beachten: L Vor-Ort-Anlagen für Nicht-Trinkwasser – Anlagen für die Verwendung von behandeltem Grauwasser (DIN EN 16941–2) L Schutz des Trinkwassers vor Verunrei- nigungen in Trinkwasserinstallationen und allgemeine Anforderungen an Sicherheitseinrichtungen zur Verhütung von Trinkwasserverunreinigungen durch Rückfließen (DIN EN 1717) L Technische Regeln für Trinkwasser- Installationen – Schutz vor Rückfließen von Nichttrinkwasser und Erhaltung der Trinkwassergüte (DIN 1988)