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Für die Betriebspraxis Wie Audi an verschiedenen Standorten vorgeht Im Rahmen seines standortübergreifenden Um- weltprogramms „Mission Zero“ will der Automo- bilhersteller Audi auch die Wasserversorgung seiner Werke umweltfreundlicher gestalten. Am Standort Ingolstadt ist dafür seit 2019 ein neues Betriebswasser-Versorgungszentrum im Ein- satz. Zusammen mit der schon vorher genutzten Aufbereitungsanlage kann das Werk rund die Hälfte des Abwassers in einen Kreislauf zurück- führen und in drei Stufen wiederaufbereiten. Zu- erst wird das Abwasser in einer chemisch-phy- sikalischen Anlage gereinigt, die alkalische und saure Bestandteile neutralisiert und Schwerme- talle entfernt. Danach kommt ein Membran-Bio- Reaktor zum Einsatz, das Herzstück des neuen Betriebswasser-Versorgungszentraums. In ihm wird das vorgereinigte Produktionswasser mit Sanitärabwasser vermischt und von organi- schen Bestandteilen befreit. In der dritten Stufe werden zurückgebliebene Salze per Umkehros- mose ausgeschleust. Danach gelangt das so gereinigte Wasser als Brauchwasser zurück in den Produktionsprozess. Nach Angaben der VW-Tochter spart das Werk jährlich bis zu 300 Millionen Liter Frischwasser ein. Das entspricht rund zwei Millionen Badewannenfüllungen. Für den Standort Neckarsulm plant Audi, bis 2025 abwasserneutral zu produzieren. Dafür setzt das Unternehmen auf einen geschlosse- nen Wasserkreislauf mit der am Werk angren- zenden Kläranlage des Zweckverbandes Unte- res Sulmtal. Das Neckarsulmer Werk wird jähr- lich mit rund 600 Millionen Litern Wasser versorgt. Aktuell wird es dem Neckarkanal ent- nommen und in einer Anlage aus dem Jahr 1964 für den speziellen Gebrauch in der Produktion aufbereitet. Ab spätestens 2025 soll das Be- triebswasser für das gesamte Werk in einen ge- schlossenen Kreislauf geführt werden. Für die Wasserversorgung ist eine neue Anlage vorgesehen, bei der das Wasser zwischen Werk und Kläranlage zirkuliert. Das Verfahren wird aktuell in einer Pilotanlage im Norden des Werk- geländes getestet. Dafür wurden Probeleitungen verlegt, die das Wasser aus der Endkontrolle der Kläranlage in den Pilotcontainer und wieder zurückleiten. In dem Container wird das Wasser mithilfe von Filteranlagen und Membranen für einen Einsatz in der Produktion aufbereitet. Die Anlage misst dabei kontinuierlich die Wasser- qualität. Zusätzlich analysiert ein Labor alle zwei Wochen die Wasserqualität, um sicherzustellen, dass die Anlage die Voraussetzungen für die Produktion erfüllt. (Abbildung 2) Abbildung 2 Wasser kostet Geld, und Engpässe treten nicht nur bei internationalen Konzernen auf. Mit relativ einfachen Maßnahmen können westliche Indus- trieunternehmen ihren Wasserverbrauch spür- bar reduzieren. Das ist gut für die Umwelt – und  für die Bilanz. Christoph Neuschäffer Wirtschaftsjournalist Lachnerstraße 6 80639 München Tel.: 0173/3822487 E-Mail: christoph.neuschaeffer@t-online.de K   37 Nachrichten 4-2022     Ansprechpartner Foto: privat 


































































































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