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 Für die Betriebspraxis potenziell Betroffenen nur schwer in Einklang zu bringen. Geringere Eintrittswahrscheinlichkeiten als einmal in 50 oder 100 Jahren liegen außer- halb des menschlichen Vorstellungsvermögens. Man glaube daher, dass man selber im Verlauf seines Lebens von Naturkatastrophen nicht be- troffen sei – und dann passiert es trotzdem. In Unternehmen sind oft nicht nur Gebäude, Ein- richtung und Maschinen, sondern auch Akten, Server und Datenträger von Überschwemmun- gen betroffen. Dies kann zu einer längeren Be- triebsunterbrechung führen, welche die Existenz bedrohen kann. Ein Weg, um sich dem Thema als Unternehmen und Privatperson zu stellen, sind bauliche Maßnahmen. Zu denken ist etwa an Hochmauern von Kellerfensterschächten, mobile Schutzvorrichtungen, um das Wasser am Eindringen in Gebäude zu hindern, Rück- stausicherungen und Pumpen. Sensibles Inven- tar und Daten können im Rahmen einer organi- satorischen Maßnahme in Bereiche des Unternehmens verlegt werden, die vor Über- schwemmungen besser geschützt sind, zum Beispiel in obere Stockwerke. Gleiches gilt für wassergefährdende Stoffe. Diese sollten derart gelagert werden, dass sich im Schadenfall keine dieser Flüssigkeiten mit dem eindringenden Wasser vermischen kann. Wenn man alle baulichen und organisatorisch sinnvollen Bereiche abgedeckt hat, sollte man für das Restrisiko ein Gespräch mit seinem Ver- sicherungsmakler suchen und das finanzielle Risiko für die Folgen solcher Schäden auf einen Versicherer übertragen. Denn, wie im Juli gese- hen, reichen selbst die besten Schutzmaßnah- men nicht aus, wenn die Kräfte der Natur sich ihren Weg bahnen. Die Elementarschadenversicherung bietet für solche Fälle Schutz. Wer innerhalb der letzten zehn Jahre keinen Elementarschaden gehabt hat, sollte spätestens jetzt noch die Chance nut­ zen, eine Elementarschadenversicherung abzu- schließen. Bei Risiken, die innerhalb der letzten zehn Jahre Schäden in diesem Bereich hatten, wird die Absicherung momentan schon schwie­ rig, da die Versicherer aufgrund des Ereignisses vom Juli sehr restriktiv an das Thema herange- hen. Einige Gebäude, die in einer sogenannten ZÜRS-Zone 4 liegen, bekommen – egal, ob schadenfrei oder nicht – in der Regel gar keine Elementarschadenversicherung, da das Risiko eines Schadens zu hoch ist. Die Politik diskutiert gerade, ob die Einführung einer Pflichtversicherung sinnvoll ist, aber diese Diskussion ist nicht neu. Eine Pflichtversiche­ rung sichert auch nur die finanziellen Folgen ab, verhindert oder minimiert aber die Schäden an sich nicht. Die Politik und auch die Gesellschaft muss sich mit dem Thema Naturkatastrophen stärker auseinandersetzten. Dazu gehören un- ter anderem die Siedlungspolitik, Bauvorschrif- ten und -genehmigungen, Hochwasserschutz und natürlich die Klimapolitik. Bei Überlegungen zu„EuropasgrünerPolitik“dürfendieseThe­ men nicht fehlen. Bis dahin sollten Unternehmer und Privatperso- nen das Gespräch mit einem Versicherungs- makler suchen, um das Risiko einzuschätzen und soweit möglich abzusichern. Wenn es nicht abzusichern ist, muss jeder sich ernsthaft die Frage stellen: „Will ich hier bauen?“ oder „Kann ich hier bleiben?“ So schmerzhaft dies ist: Der Trend geht zu stärkeren Ereignissen in immer kürzeren Abständen. Dennis Gottschalk VSM Versicherungsstelle Stahl- und Metallverarbeitung GmbH Hohenzollernstr. 2 44135 Dortmund Tel. +49 (0) 231 / 5404-521 Fax: +49 (0) 231 / 5404-7521 Dennis.Gottschalk@leue.de 􏰀  32 Nachrichten 3-2021    Ansprechpartner  Foto: Lutz Kampert 


































































































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