Produktion wächst 2010 um 18%
Aussichten für 2011: Mit gebremster Dynamik weiter aufwärts
Kosten- und Preisdruck als Herausforderungen
Die Produktion der Stahl- und Metallverarbeiter in Deutschland ist im Jahr 2010 um gut 18 Prozent gestiegen. Damit konnte ein Teil des Einbruchs des Krisenjahres 2009 wieder aufgeholt werden. Gleichwohl wird das Vorkrisenniveau voraussichtlich erst im Laufe des nächsten Jahres erreicht, da die Wachstumsdynamik im Jahr 2011 nachlassen dürfte. Realistisch sollten 8% Produktionszuwachs jedoch möglich sein. Die personellen Kapazitäten sind im Verlauf des Jahres 2010 kontinuierlich um 3,3% oder rund 10.000 Mitarbeiter erhöht worden, gleichzeitig hat sich die Produktivität der Unternehmen weiter verbessert. Die Kapazitäten waren Ende 2010 durchschnittlich zu 81,5 Prozent ausgelastet. Zum Vergleich: 2007 lag die Auslastung im Jahresdurchschnitt bei 84,8 Prozent. Diese Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die Branchensegmente erheblich unterschiedlich entwickeln, je nach Kundenstruktur. Die Zulieferer der Automobilindustrie fertigen teilweise bereits wieder in 21 Schichten hart an der Kapazitätsgrenze, dagegen lassen einzelne Betriebe, die an Kunden im Großanlagenbau oder allgemein in langfristige Projekte liefern, immer noch kurz arbeiten. Auch die Hersteller von Konsumgütern sind mit der konjunkturellen Lage noch nicht vollends zufrieden, allerdings hatten diese auch in der Krise keine allzu tiefen Einschnitte erlitten.
Trotzdem zeigen sich die Herausforderungen, mit denen die mittelständischen Stahl- und Metallverarbeiter im Jahr 2011 konfrontiert werden, nicht mehr in Form mangelnder Nachfrage. Das Top-Thema in diesen Tagen ist die Entwicklung auf der Vormaterialseite. Das Einsatzmaterial Stahl steht für 60, 70 und mehr Prozent der Kostenstruktur der Unternehmen. Jede Preiserhöhung hat daher unmittelbar existenzielles Gefährdungspotenzial, insbesondere wenn zeitlich inkongruente Verträge auf der Einkaufs- und Verkaufsseite die Regel sind. WSM-Hauptgeschäftsführer Dr. Möhlenkamp fordert daher: „Die Volatilität der Stahlpreise muss am Anfang der Lieferkette reguliert werden. Die mittelständischen Stahlverarbeiter, die das entscheidende Bindeglied zwischen Stahlherstellern und OEM bilden, sind mit dieser Aufgabe schlicht überfordert.“ Durch die Finanzkrise ist die Liquidität bei vielen Unternehmen der Branche weiterhin angespannt. Daher können es sich die Betriebe derzeit noch weniger als in „normalen“ Zeiten leisten, Materialkosten vorzufinanzieren oder gar die Preisausschläge beim Vormaterial ohne Kompensation durch die Kunden zu schultern. Möhlenkamp: „Die Zulieferer haben sich längst als Know-how-Träger und Innovationsmotor der Automobilindustrie und anderer Spitzentechnologie-Industrien etabliert. Ohne sie wird es nicht gelingen, weltweit führender Exporteuer ingenieurtechnischer Qualitätsprodukte zu bleiben, das kann nur eine kommunikativ und lokal eng vernetzte Wertschöpfungskette leisten. Wir setzen den Wirtschaftsstandort Deutschland aber auch Europa aufs Spiel, wenn wir den Mittelstand überlasten und ihm die Luft für Innovationen und Forschungs- und Entwicklungsleistungen nehmen.“ Neben den Vormaterialkosten belastet insbesondere der weitere erhebliche Anstieg der Umlage für erneuerbare Energieträger (EEG) zusätzlich die teilweise recht stromintensive Produktion der Stahl- und Metallverarbeiter. An dieser Stelle ist die Politik dringend gefordert, kurzfristig zu handeln und Fehleinschätzungen und -entscheidungen der Vergangenheit zu korrigieren. Es wird nicht ausreichen, die Fördersätze für neu installierte Photovoltaik-Anlagen zu reduzieren. „Das ist zwar ein Schritt in die richtige Richtung, allerdings hat dies kaum Einfluss auf die Höhe der Umlage, die für unsere Betriebe bereits im Jahr 2011 deutlich zu hoch ausfällt“, so Möhlenkamp.