Produktion im Jahr 2020 12,8 Prozent unter Vorjahr
Im Dezember des Pandemiejahres 2020 konnten die Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe vorläufigen Daten zufolge erstmals wieder ein Produktionsplus gegenüber dem Vorjahresmonat erzielen. Dadurch wurde der Rückgang im vierten Quartal auf 1,2 Prozent begrenzt. Eine Ursache für die Dynamik zum Jahresende dürfte das Auslaufen des reduzierten Umsatzsteuersatzes sein. Unter anderem hat dies in Kombination mit den erweiterten Kaufanreizen zu einem Boom im Elektrofahrzeugmarkt geführt. Zudem könnten sich abzeichnende Engpässe in den Lieferketten und die damit verbundene Erwartung steigender Vormaterialpreise zu vorgezogenen Bestellungen geführt haben. Gegenüber dem dritten Quartal wurde die Produktion somit um 6,4% gesteigert. Auf Jahressicht fiel die Ausbringung um 12,8% und damit etwa halb so stark wie 2009 in der Finanzkrise, als die Produktion um 25% zurückgegangen war. Allerdings kam man aus einem konjunkturell sehr starken Jahr 2008, während das Jahr 2019 bereits konjunkturell eingetrübt war.
Die preisbereinigten Umsätze sind 2020 um 13,7% zurückgegangen, wobei die Exporte mit minus 13,9% nur geringfügig schwächer liefen als die Inlandslieferungen (-13,6%).
Die ausgeprägte konjunkturelle Dynamik wird an der Entwicklung der frühzyklischen Auftragseingänge besonders deutlich. Bereits seit September liegen die Werte über den Vorjahresmonaten, im November und Dezember sogar zweistellig. Im vierten Quartal 2020 verzeichnete die Branche 10,3% mehr neue Aufträge als im Vorjahr. Insgesamt wurde der Rückgang gegenüber 2019 durch den Aufholprozess in der zweiten Jahreshälfte auf 9,2% begrenzt.
Ausländische Kunden bestellten im gesamten abgelaufenen Jahr 8,9% weniger, die inländischen Abnehmer reduzierten ihre Nachfrage um 9,3%.
So geht die Branche mit konjunkturellem Rückenwind in ein herausforderndes Jahr 2021. Zwar war die Stimmung im Januar 2021 aufgrund von Engpässen in den Lieferketten sowie das Risiko anhaltender pandemiebedingter Einschränkungen eingetrübt. Diese zum Jahreswechsel aufgetretenen Engpässe in den Lieferketten scheinen die Geschäftsentwicklung der Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe in Deutschland allerdings perspektivisch kaum zu beeinträchtigen. In der aktuellen Konjunkturumfrage des ifo-Instituts im Februar bewerten die Unternehmer die aktuelle Geschäftslage um 7,4 Saldenpunkte besser als im Vormonat. Der Blick auf die kommenden sechs Monate fällt sogar um 14,1 Punkte optimistischer aus.
Somit sollte die Produktion 2021 gegenüber dem Vorjahr um mehr als 5% gesteigert werden können. Dabei dürfte sich die Zahl der Beschäftigten auf dem gegenüber 2019 um gut 4% reduzierten Niveau stabilisieren. Zum Jahresende 2020 hat sich die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden seit dem niedrigsten Wert im Mai um 26,9% erhöht, bei gleichzeitig um 1,8% weniger Mitarbeitern.
Das insgesamt positive konjunkturelle Bild darf jedoch nicht den Blick auf die strukturellen Herausforderungen der nächsten Jahre verstellen. Neben dem Wandel der Automobilindustrie beeinflusst die Klimapolitik zunehmend und auf die nächste Dekade blickend tiefgreifend die Produktionsprozesse der Branche. Der physikalisch notwendige Wärmeeinsatz bei der Umformung wird seit Januar 2021 mit einem CO₂-Preis belegt, den Wettbewerber innerhalb und außerhalb der EU nicht bezahlen müssen. Da die CO₂-Abgabe einem rasant steigenden Preispfad folgt, wird die Umstellung auf Alternativen politisch erzwungen, obwohl diese erst in einigen Jahren absehbar zur Verfügung stehen werden. Immerhin haben die Bundesregierung und die EU-Kommission Wasserstoffstrategien entwickelt und massive Förderungen für die Entwicklung dieser Brennstoffalternative in Aussicht gestellt. In der Zwischenzeit müssen die wärmeintensiven Prozessschritte jedoch vor der rein nationalen CO₂-Belastung geschützt werden.
Die Förderung der CO₂-armen oder -freien Technologien bietet der Branche insgesamt indes auch Chancen, denn diese werden nicht ohne Teile und Komponenten aus Stahl und Metall entwickelt und zur Verfügung gestellt werden können.