Produktion nach 3 Quartalen 14 Prozent über Vorjahr
Die Produktion der Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe in Deutschland hält sich auch nach drei Quartalen zweistellig über dem Vorjahresniveau. Das Plus von 14 Prozent gegenüber den ersten neun Monaten des Pandemiejahres 2020 dürfte sich zum Jahresende hin jedoch weiter abschwächen, darauf deuten nicht nur die sinkenden Zuwachsraten der WSM-Branchen hin, sondern auch die Entwicklungen in der wichtigsten Kundenbranche, der Automobilindustrie. Dort führen die Engpässe in den Lieferketten zu erheblichen Produktionsausfällen, der VDA geht inzwischen von einer um 18% niedrigeren Pkw-Herstellung in Deutschland gegenüber dem bereits schwachen Niveau des Jahres 2020 aus, bis September wurden 3% weniger Fahrzeuge fertiggestellt. Die Rückgänge schlagen demnach zumindest nicht unmittelbar und vermutlich auch nicht in vollem Umfang auf die zuliefernden Stahl- und Metall-Verarbeiter durch. Daher könnte deren Branchenwachstum bis zum Jahresende noch knapp zweistellig bleiben. Dennoch bedeuten die kurzfristig stark schwankenden Lieferabrufe in Verbindung mit exorbitanten Kostensteigerungen existenzielle Herausforderungen.
Während die WSM-Produktion insgesamt im September nochmals um 3,2% gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen ist, verzeichnen automobillastige Segmente auf Monatsbasis bereits Rückgänge, die jedoch deutlich geringer ausfallen als der 44%ige Einbruch der Automobilhersteller. Die Entwicklung der Auftragseingänge deutet auf eine weiterhin stabile Nachfrage hin, die derzeit offenbar nicht vollständig bedient werden kann. Von Januar bis September 2021 sind 28,7% mehr Aufträge verbucht worden, als im Vorjahreszeitraum. Weiterhin sehr dynamisch zeigt sich die Auslandsnachfrage mit einem Plus von 37,2%, während inländische Kunden 24,1% mehr bestellt haben. Im September führten Rückgänge im Inland um 11,8% und im Ausland um 3% zu einer insgesamt 8,6% niedrigeren Nachfrage.
Trotz der aktuell nachlassenden konjunkturellen Dynamik blicken die Unternehmer der Stahl und Metall verarbeitenden Industrie laut ifo-Geschäftsklima-Umfrage im Oktober mit etwas geringerer Skepsis in das Jahr 2022 als der Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes. Während sich die Stimmung im Aggregat des Verarbeitenden Gewerbes angesichts der anhaltenden Versorgungs-engpässe weiter eintrübt, haben die WSM-Teilnehmer ihre Einschätzungen der zukünftigen Geschäftsentwicklung auf dem Niveau des Vormonats tariert (+0,7 Saldenpunkte). Demnach könnten sich die derzeit noch festgefahrenen Bremsen – die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage fällt um 9,5 Punkte negativer aus – ab dem 2. Quartal 2022 allmählich lösen und bei dann hoffentlich wieder stabiler Materialversorgung ausgefallene Produktion nachgeholt werden.
Bis dahin gilt es allerdings, die immensen Herausforderungen durch gemeinsame Anstrengungen in den Lieferketten zu bewältigen. Unvermeidbare Kostenbelastungen müssen fair und partnerschaftlich diskutiert und angemessen kompensiert werden. Auch die neue Bundesregierung muss ihren Beitrag leisten, indem zumindest die staatlich veranlassten Energiepreisbestandteile weitestmöglich reduziert werden, sodass zumindest in Europa Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt.