Produktion im ersten Halbjahr 19,2 Prozent unter Vorjahr

Die im März eingeleiteten politischen und unternehmensseitigen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz haben die Produktion der Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe in Deutschland im zweiten Quartal um knapp 30 Prozent einbrechen lassen. Für das erste Halbjahr ergibt sich ein Minus von 19,2%. Im Verlauf des 2. Quartals ist jedoch bereits eine Erholung erkennbar geworden, während im April die Vorjahresproduktion um 35,5% verfehlt worden war, liegt die Produktion im Juni 23,4% unter dem Vorjahreswert. Von April bis Juni ist die Produktion somit um 19% gestiegen. Das nährt die Hoffnung, dass sich die Erholung in den folgenden Monaten fortsetzen könnte.

Darauf deutet auch die Entwicklung der Stimmung in der Branche hin. Nach dem Absturz im April hat es lediglich zwei Monate gedauert, bis die Erwartungskomponente des Geschäftsklimas wieder in den Bereich der neutralen Nulllinie zurückgefunden hat. Dieser Prozess hatte in der Finanzkrise im Jahr 2009 mehr als sieben Monate in Anspruch genommen. Trotzdem hatte man den Eindruck, dass sich die deutsche Wirtschaft nach dieser Vertrauenskrise, gestützt auf ihre starke Industrie, sehr schnell erholt hatte. Der V-förmige Verlauf des Geschäftsklimas spricht für eine noch kürzere Erholungsphase aus der jetzigen Krisensituation. Offen ist jedoch, auf welches Niveau die Produktion zurückkehren wird, denn bereits vor der Corona-Pandemie befand sich die Industriekonjunktur in einer rezessiven Phase. Das ist deutlich erkennbar an der Entwicklung der Lageeinschätzung, die bereits seit dem Erreichen eines Allzeithochs im September 2018 stetig rückläufig war.

Nahezu identisch zur Einschätzung der Geschäftslage hat sich die Auslastung der Produktions-kapazitäten im Wirtschaftszweig 25 „Herstellung von Metallerzeugnissen“ entwickelt, die im Juli 2018 mit 88,3% einen Höhepunkt erreicht hatte und im weiteren Verlauf stetig rückläufig war, auf einen Wert von 78,1% vor der Krise. Der Tiefpunkt in der Coronakrise dürfte zwischen den Monaten April und Juli gelegen haben, für die in der alle drei Monate durchgeführten Umfrage des ifo-Instituts ein identischer Wert von 68,7% ausgewiesen wird, obwohl die Automobilproduktion im April um 97% gegenüber dem Vorjahr eingebrochen war und im Juli nur noch 6% unter dem Vorjahr lag. In den Lieferketten macht sich die Stilllegung der Produktion mit einer Zeitverzögerung bemerkbar, somit laufen die Läger zunächst voll. Ebenso kommt die Erholungsphase mit Zeitverzug bei den Lieferanten an, da zunächst die Läger wieder geleert werden.

Die Auslastung der Stahl und Metall verarbeitenden Betriebe dürfte sich daher in den nächsten Monaten weiter verbessern. Wie nachhaltig die Erholung ist, hängt ein Stück weit davon ab, inwieweit die positive Entwicklung der Pkw-Zulassungszahlen auf Nachholeffekten aus den Krisenmonaten April und Mai beruhen, als der Autohandel geschlossen war. Jedenfalls wäre es wünschenswert, dass die im Konjunkturpaket angekündigten Maßnahmen – soweit noch nicht geschehen – schnell umgesetzt werden. An der verbesserten Förderung der Elektromobilität kann man jedenfalls erkennen, dass solche Stimuli wirken können. Der Marktanteil der batterieelektrischen und plugin-hybriden Fahrzeuge liegt inzwischen auf Monatsbasis stabil im 2-stelligen Bereich und dürfte auch im Gesamtjahr über 10% erreichen.  

Die konjunkturellen Aussichten für die Stahl- und Metallverarbeiter haben sich für das zweite Halbjahr jedenfalls aufgehellt. Dennoch dürfte sich auf Jahressicht ein deutlicher Produktionsrückgang von 12 bis 15% gegenüber dem Vorjahr ergeben. Das ist sicherlich ein dramatischer Einbruch – allerdings war der Rückgang im Jahr 2009 mit Minus 25% noch deutlich stärker.

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